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Vor 75 Jahren: Die vergessene Schlacht bei Zerf


Vor 75 Jahren: US-Ranger spielen eine wichtige Rolle beim Angriff auf Trier

Spezialeinheiten der US-Army operierten Ende Februar 1945 zwischen Zerf und Saarburg-Irsch tagelang hinter den deutschen Linien und unterbrachen Nachschub und Kommunikation. Sie waren damit wesentlich daran beteiligt, den Weg nach Trier für die 10. Armored Division der US-Armee freizumachen. Heute erinnert nichts mehr an die verlustreichen Kämpfe.


Die Hunsrückhöhenstraße. Hier war 1945 die Stellung der Rangers.
Die Hunsrückhöhenstraße zwischen Zerf und Saarburg-Irsch. An der Baumreihe war die Stellung der Ranger, die im Februar 1945 tagelang hinter den deutschen Linien operierten. Diese Operation machte den Weg frei für die Eroberung Triers.

Spätestens seit dem Hollywood-Film „Der Soldat James Ryan“ sind die „Rangers“ als Teil der Spezialkräfte der US-Armee weltbekannt. Im Film soll Captain John H. Miller, Angehöriger der Rangers, den Soldaten James Francis Ryan retten und muss dazu kurz nach der Landung in der Normandie weit hinter den feindlichen Linien operieren – eine klassische Aufgabe dieser Spezialeinheit, die am 19. Juni 1942 gegründet wurde.

 

 

Völlig vergessen und weitgehend unbekannt ist jedoch die Schlüsselrolle dieser Spezialeinheit bei der Vorbereitung der Eroberung Triers 1945.

 

 

Am 22. Februar 1945 hatten Einheiten der 94. US-Infanteriedivision nach der Eroberung des Saargaues und des Orscholz-Riegels die Saar bei Serrig und Taben-Rodt überquert und Brückenköpfe errichtet. Um möglichst schnell die Gegend erobern zu können, entschied sich General Walton H. Walker, Kommandeur des XX. Korps der US-Armee, die Rangers einzusetzen.

 

 

Der Plan: Das 5. Bataillon der US-Army Rangers, jene Einheit, die auch an der Eroberung des Pointe du Hoc am Omaha Beach während der Landung in der Normandie beteiligt war, sollte über den Höckerberg vorrücken und sich mehrere Kilometer durch steiles und waldiges Gelände möglichst unbemerkt durch die feindlichen Linien schleichen und zwischen Irsch und Zerf auf der Höhe von Vierherrenborn die Hunsrückhöhenstraße (heute: B 407) unterbrechen. So wollte die Armeeführung verhindern, dass vom Verkehrsknotenpunkt Zerf und aus dem Raum Hermeskeil von der deutschen Armee Verstärkung für die umkämpften Orte an der Saar herangebracht wird. Weitere Ziele: Die Kommunikation und Nachschub unterbrechen und Verwirrung stiften. Nach kurzer Zeit, maximal 48 Stunden, sollte das Ranger-Bataillon durch die aus Irsch vorstoßende 10. US-Panzerdivision (jene Einheit, die wenig später Trier erobern sollte) entsetzt werden.

 

 

Die 378 Soldaten und 20 Offiziere der 5th Rangers unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Richard P. Sullivan waren in sechs Kompanien (A bis F) organisiert. Jeder Ranger war entweder mit einem M1-Garand-Gewehr, einem M1-Karabiner oder einer Thompson-Maschinenpistole bewaffnet. Zusätzlich war jede der Kompanien mit zwei Maschinengewehren und zwei Granatwerfern ausgestattet. Die Hauptquartier-Kompanie verfügte zudem über weitere zwei Maschinengewehre und sechs weitere Granatwerfer und zwölf Bazooka-Raketenwerfer. Insgesamt eine leichte Bewaffnung, Panzer und Fahrzeuge gab es nicht.  Extra für ihre Mission erhielten die Elitesoldaten in ihrer Bereitstellung in Mettlach-Weiten 20-Panzerabwehr-Minen pro Kompanie, zusätzliche Handgranaten und zusätzliche Maschinengewehr-Munition. Jeder Soldat erhielt außerdem zwei K-Rationen (komplette Kampfverlegung für einen Tag bestehend aus Frühstück, Mittag- und Abendessen) und zwei D-Rationen (Schokoladenriegel) pro Soldat.

 

 

Anschließend marschierten die Ranger Richtung Taben-Rodt, wo sie gegen 18.15 Uhr ankamen und bereits die ersten Verluste durch deutsches Artilleriefeuer erlitten (sechs Tote und 18 Verwundete). Gegen 20 Uhr überquerte das Bataillon auf einer von Pionieren errichteten Fußbrücke die Saar und erreichte dann gegen 22.30 Uhr den Höckerberg, der bereits von amerikanischen Truppen besetzt war. Auch auf dem Marsch gab es Verluste durch deutsches Artilleriefeuer. Eine Viertelstunde vor Mitternacht passierten die Ranger die letzten amerikanischen Vorposten und begannen, die deutschen Linien in Richtung Nordwest zu durchqueren. Unterwegs kam es zu mehreren Kämpfen mit deutschen Soldaten, darunter gepanzerten Fahrzeugen, was zu weiteren Verlusten führte. Außerdem gingen unterwegs zwei Züge einer Kompanie verloren, was die Kampfkraft der Eliteeinheit zusätzlich schwächte. Weitere Soldaten mussten zudem deutsche Gefangene bewachen.

 

Am frühen Morgen des 24. Februar hatten die Ranger ihr Ziel fast erreicht, mussten jedoch zunächst die Gegend erkunden und sichern und nahmen in Kalfertshaus weitere deutsche Soldaten gefangen. Am frühen Morgen des 25. Februars hatte das Bataillon sein Ziel endlich erreicht und begann eilig, Stellungen zu bauen an der Position 49°35'53.0"N 6°39'20.4"E. Die vielen Gefangenen wurden in zwei verlassenen Westwallbunkern eingesperrt und auf der heutigen Bundesstraße Minen verlegt. Ein Fahrzeug der Wehrmacht mit einem Stabsarzt und drei Sanitätern waren die ersten, die dem Hinterhalt zum Opfer fielen – der Arzt und die Sanitäter kümmerten sich fortan um Verwundete beider Seiten. Es folgten etliche weitere Fahrzeuge, Einheiten und Soldaten, die dem Hinterhalt zum Opfer fielen. Trotz vieler Feindberührungen schien die Wehrmacht immer noch nicht verstanden zu haben, dass ein ganzes Bataillon amerikanischer Spezialeinheiten kurz vor Zerf operierte. Das änderte sich im Verlauf des Tages und die Amerikaner wurden von mehreren hundert deutschen Soldaten angegriffen, konnten diese Angriffe aber mit Hilfe des 287. Feldartillerie Bataillons abwehren. Captain Stephen McPortland, ein Verbindungsoffizier des Artillerie-Bataillons, begleitete die Ranger bei ihrer Mission und leitete über Funk das Feuer der im Saargau stehenden Geschütze – die 105 Millimeter Feldhaubitze M101 hatte eine Reichweite von rund 11 Kilometern.

 

 

Die maximal 48 Stunden, die die Spezialmission dauern sollte, waren nun vorbei. Doch die 10. Panzerdivision, die eigentlich die Ranger entsetzen sollte, war nirgends in Sicht. Sie kämpfte noch immer in Saarburg-Irsch. Für die Ranger wurde die Situation kritisch. Munition und Verpflegung gingen zur Neige, die Verluste durch ständigen Artilleriebeschuss waren hoch und das 136. Regiment der 2. Gebirgsdivision war nun im Bilde über die Präsenz des Feindes und begann mit Gegenangriffen, die unter Verlusten zurückgeschlagen wurden. Am 26. Februar attackierte um drei Uhr in der Frühe die Kampfgruppe Kuppitsch aus Richtung Zerf und obwohl nur eine provisorisch zusammengewürfelte Einheit mit leichten Waffen, gelang es ihnen einige Stellungen der Ranger zu überrennen, die daraufhin Artilleriefeuer auf ihre eigenen Positionen anforderten, mit dessen Hilfe der Angriff dann schließlich gerade so abgewehrt wurde.

 

 

Gegen Mittag des 26. Februars 1945 erreichte dann endlich das Combat Command B (CCB) der 10. US-Panzerdivision von Irsch aus kommend die Ranger und brachten Verpflegung und Munition und evakuierten Verwundete und Gefangene, nur um gleich weiter auf Zerf vorzustoßen und einzunehmen. In der Nacht zum 27. Februar wurde Zerf erobert. Der Weg nach Trier war frei, von Zerf aus brachen die Task Forces des Combat Command B (CCB) der 10. Panzerdivision auf, um Trier zu erobern.

 

Die Ranger verteidigten noch bis zum 3. März die Hunsrückhöhenstraße gegen Angriffe der deutschen Armee, aus den 48 Stunden waren fünf Tage geworden, die Ranger erlitten 90 Mann Verluste bei rund 300 Toten und Verwundeten auf deutscher Seite und knapp 330 Gefangenen. Die Spezialeinheit war anschließend nicht mehr einsatzbereit und wurde zunächst nach Serrig und dann nach Schwebsingen in Luxemburg in eine Ruhestellung verlegt. Da war Trier schon erobert.

 

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